Wenn der Herbst kommt, legt der Wald sein goldenes Festkleid an – und wer mit offenen Augen (und am besten in Matschhosen) unterwegs ist, dem drängen sich im feuchten Laub Pilze aller Formen, Größen und Farben förmlich auf. Mich interessieren dabei nicht die, die in der Pfanne landen – nein, ich suche jene, die man besser nicht isst oder die man im saftigen Moos schnell übersieht.
Die Makrofotografie von Pilzen ist ein bisschen wie ein Kurzurlaub auf einem fremden Planeten. Man muss sich nur bücken – oder, realistischer gesagt, halb hinlegen –, um in diese Welt einzutauchen. Auf einmal sind winzige Fliegen so groß wie Bussarde, ein Tautropfen wirkt wie eine Kristallkugel, und ein unscheinbarer Pilzhut offenbart feinste Lamellenstrukturen und spannende Texturen.
Perspektive ist alles
Von oben betrachtet ist ein Pilz: ein Pilz. Aus Augenhöhe oder sogar von unten betrachtet wird er zum Turm, zum Gnom-Haus oder mit vielen anderen zum Wald auf einem einzelnen Tannenzapfen. Makrofotografie ermöglicht uns Perspektiven auf altbekanntes und offenbart dabei was wir oft übersehen oder gar nicht erst beachten.
Makrofotografie begeistert mich schon so lange wie das Fotografieren selbst und der herbstliche Waldboden ist mir in den letzten Jahren zur Muse geworden. Dabei entdecke ich jedes Jahr neue einzigartige Szenen und experimentiere in einem Jahr mit verschiedenen Licht-Setups im Dunkeln und im nächsten mit künstlichen Nebelschwaden. So ist auch das Titelbild dieses Artikels entstanden, ganz passend mit Halloween vor der Tür 😉
Geduld, Moos und ein bisschen Demut
Makrofotografie ist keine Disziplin für Eilige. Man kriecht minutenlang durchs feuchte Moos und fängt sich gelegentlich skeptische bis besorgte Blicke von Spaziergängern ein, während man kleine Strahler platziert und Moos drapiert. Trotz all dem ist es für mich Wellness, ein schöner Perspektivwechsel zum Alltag im Büro und manchmal auch ein willkommener Ausgleich zum trubeligen Leben mit Kleinkindern. Jeder Pilz erzählt seine eigene Geschichte – vom kurzen Leben, vom Wachstum im Schatten, vom Tanz zwischen Licht und Feuchtigkeit.
Fazit
Die Makrofotografie von Pilzen ist für mich mehr als nur ein Hobby – sie ist ein Perspektivwechsel, der mich daran erinnert, dass Schönheit nicht nur im Großen, sondern oft im Winzig-Kleinen liegt.
Probiere es doch selbst mal beim nächsten Spaziergang aus. Dafür braucht man nicht unbedingt teures Equipment, moderne Smartphones haben eine überraschend kleine Naheinstellgrenze und kopfüber gehalten kann man Perspektiven einnehmen die sonst nur Ameisen vergönnt ist. Viel Spaß!
PS: Hast du schon das Pilzbild auf meiner Startseite gefunden 😉 ?